Neue Drehleiter für die Feuerwehr Pegnitz

Im Jahr 2021 haben die Verantwortlichen der Feuerwehr Pegnitz erkannt, dass nach der zweiten 10-jährigen großen Inspektion unserer Drehleiter aus mehreren Gründen, der günstigste Zeitpunkt für eine Ersatzbeschaffung gegeben sei.
2022 wurden zudem die staatlichen Zuschüsse erhöht, was wiederum eine Ersatzbeschaffung als sinnvoll erachten lies.

So wurde im Stadtrat noch im selben Jahr eine Ersatzbeschaffung beschlossen, die finanziell gesehen, einen weitreichenden aber nicht vorhersehbaren Preisvorteil von etwa 300.000 Euro erbrachte, hätte die Stadt Pegnitz den Auftrag zwei Jahre später erteilt.
Die vorhandene Beladung der aktuellen Drehleiter wurde, soweit möglich, übernommen. Ein neuer Stromgenerator, Motorsägen, Schnittschutzkleidungen oder Akkugeräte wurden von heimischen Firmen gekauft.
Die notwendige europaweite Ausschreibung übernahm das Ingenieurbüro IBG (Wattenbach) in enger Zusammenarbeit mit unseren hauptamtlichen Gerätewarten, Walter Steger und Stephan Fleischer
Durch die interkommunale Ausschreibung, zusammen mit der Stadt Schwandorf, konnten weitere 10% Förderung des Staatszuschusses erzielt werden.
Hier sei den Kameraden der Feuerwehr Schwandorf und den Außendienstmitarbeitern der Firma Brunnbauer, Herrn Tauber und Herrn Fassold nochmals für die sehr gute Zusammenarbeit gedankt.

Diese Firmen erhielten den Auftrag:

Fahrgestell: MAN Truck & Bus, Nürnberg Aufbau: MAGIRUS Brandschutztechnik, Ulm Ausrüstung: Ludwig Feuerschutz, Bindlach

Nach einigen Besuchen und Gesprächen beim Auftragnehmer im Herstellerwerk in Ulm, nahm dann allmählich unsere inzwischen dritte MAGIRUS-Drehleiter , die Form einer modernen Drehleiter mit modernster Technik an.
Am 27. Februar 2024 wurde die kaufmännische Abnahme des Fahrzeugs durch unseren Kommandant Roland Zahn und unseren hauptamtlichen Gerätewart Stephan Fleischer durchgeführt. Am 28. und 29. Februar wurden insgesamt 6 Drehleitermaschinisten an der neuen Drehleiter eingewiesen, um dann quasi als Multiplikator ihr Wissen an die daheim gebliebenen Drehleitermaschinisten weiter zu geben.

Zweitägige Einweisung der Drehleitermaschinisten in Ulm.

Technische Beschreibung:

Fahrgestell:

Bei dem Fahrgestell handelt es sich um einen MAN TGM 15.320 4×2 BL, mit 320 PS, 12 Gang Automatik-Getriebe und einem technisch möglichen Gesamtgewicht von max.16 Tonnen.

Drehleiter:

Die fünfteilige Drehleiter vom Typ M32L-AT nach DIN EN 14043 verfügt über einen teleskopierbaren Gelenkarm („Knick“) was vor allem beim Hinterfahren von Galerien oder Dachgauben von Vorteil ist. Der vordere Teil ist als Gelenkarm ausgeführt, 3,5 m lang und bis zu 75 Grad abschwenkbar.

Das Gelenkteil ist zudem um 1,2 auf 4,7 m Gesamtlänge teleskopierbar. Generell können wir nun in Bereiche vordringen, die für unsere bisherigen Drehleitern teilweise nicht erreichbar waren.

Einen Mehrwert der neuen Drehleiter wird jetzt durch den „Knick“ erreicht.

Rettungskorb:

Der Rettungskorb RC 400 C kann mit 4 Personen bzw. 400 kg belastet werden und verfügt über 2 Kameras. Der Maschinist am Hauptsteuerstand kann wahlweise die aktuell im Korb befindliche(n) Person(en) oder aber das Geschehen, welches sich gerade vor dem Korb abspielt, auf einem Monitor überwachen und ggf. eingreifen..

Mehrere LED-Strahler können das komplette Umfeld des Rettungskorbs, des Fahrzeugs und des Benutzungsfeldes, bei Bedarf taghell ausleuchten.
2 Multifunktionssäulen zur Aufnahme von Sonderausstattungen wie beispielsweise Hochleistungslüfter, Wasserwerfer (2.500 l/min), Krankentragenhalterung, Absturzsicherung Safety Peak und Kaminkugel, erleichtern in Zukunft die Arbeiten der Einsatzkräfte im Rettungskorb.

Eine Sprühanlage zum Selbstschutz für das Personal im Rettungskorb, mit Anschluss am Korbmonitor, ist ebenfalls Teil der Korbausstattung, die vor allem bei größeren Bränden mit großer Hitze dem Schutz der Einsatzkräfte dienen soll.

Der Rettungskorb mit aufgestecktem Monitor (2.500 l/min.) und einem elektrischen Hochleistungslüfter

Bildschirm am Hauptbedienungsstand mit eingeschalteter Kamera

Korbsteuerung analog zur Steuerung am Hauptbedienungsstand

Hauptsteuerstand am Drehgestell:

Die Steuerung der Leiterbewegungen erfolgt von einem zentralen Hauptsteuerstand aus. Die großzügige,mit Sitzheizung ausgestattete, Sitz- und Rückenfläche ist optimal in den ergonomisch gestalteten Hauptbedienstand angepasst. Um dem Maschinisten ein ermüdungsfreies Arbeiten zu ermöglichen, passt sich der Sitz zusammen mit dem Totmannschalter dem Aufrichtwinkel des Leitersatzes an.

Eine Gegensprechanlage zum Korb erleichtert zudem die Kommunikation der Einsatzkräfte untereinander.

Der Sitz des Maschinisten am Hauptsteuerstand passt sich dem Aufrichtwinkel an.

Abstützsystem:

Das einzigartige VARIO-Abstützsystem ermöglicht die Abstützung der Leiter auf einer beliebigen Breite bzw. variabel von 2.400 mm bis maximal 5.200 mm. Durch die stufenlose Ausladungssteuerung erfolgt bei unterschiedlichen Stützbreiten eine automatische Umschaltung auf die jeweils größtmöglichen Ausladungswerte. Da die vier Abstützungen variabel gesteuert werden können, lässt sich die Abstützbasis optimal an die Platzverhältnisse anpassen.

Im Weg stehende Hindernisse, wie beispielsweise parkende PKW’s, können mit der VARIO-Abstützung zum Teil „unterfahren“ und somit das Benutzungsfeld erweitert werden.

„Jeder Zentimeter wird genutzt“ um das Benutzungsfeld zu optimieren.

SONSTIGES: MAGIRUS SkyBeam:

Automatische Aktivierung der Scheinwerfer am Leitersatz (elektrisch verstellbar) und der Scheinwerfer im Rettungskorb zur Oberleitungserkennung bei einlegen des Nebenantriebs.
Durch die hohe Anzahl der nach oben gerichteten LED-Scheinwerfer und deren hohen Lumenzahlen ist eine sehr gute Erkennung von Oberleitungen möglich. 4 LED- Scheinwerfer mit einem

Licht-Output von je 4.200 lm, also insgesamt 16.800 lm, sind nach oben gerichtet.
Zum Vergleich: LED-Scheinwerfer an modernen Pkws besitzen einen Lichtstrom von je ca. 1.800 lm

Magirus-Direkteinstieg vor dem Fahrerhaus:

Durch Aktivieren der Funktion an der Fahrerhausfront bzw. vom Bedienstand im Rettungskorb wird die Leiter automatisch in eine optimale Einstiegsposition vor dem Fahrerhaus gebracht.
Somit entfällt jetzt das zeitaufwändige positionieren der Leiter im Unterflurbereich um beispielsweise den Wassermonitor, die Krankentragenhalterung oder den Lüfter am Korb zu installieren

Abstützen, einsteigen, los geht’s!

Krankentragenhalterung am Rettungskorb:

Schwergewichtige Patienten konnten bisher nur bedingt mit der uns zur Verfügung stehenden Krankentragenhalterung aus Höhen gerettet werden.
Jetzt steht uns hierfür eine s.g. Schwerlasttrage und eine um 130 kg höhere Nutzlast des Rettungskorbes zur Verfügung.
Wahlweise kann auch jede vom Rettungsdienst genutzte Trage oder die mitgeführte „Schleifkorbtrage“ verwendet werden.
Einsätze mit dem Alarmstichwort „Unterstützung Rettungsdienst, Rettungskorb“, ist die am häufigst genutzte Einsatzart unserer Drehleiter.

Schwerlasttrage am Rettungskorb

Zusätzliche Krankentragenhalterung unter dem Rettungskorb:

Kurz vor Baubeginn wurde noch das s.g. MAGIRUS RESCUESUPORT RS300 zusätzlich nachgeordert.
Das kostengünstige System wird als Korbtragenhalterung unterhalb des Rettungskorbes montiert und bietet den Einsatzkräften bei herkömmlichen Einsätzen oder auch bei herausfordernden Personenrettungen einen deutlichen Mehrwert. Die Rüstzeit des Systems beläuft sich auf wenige Sekunden und ermöglicht gar eine Rettung von Personen bis max. 300 kg. Vor allem die Rettung schwergewichtiger Patienten gestaltet sich mit herkömmlichen Tragen und deren Krankentragenhalterungen schwierig. Oft sind diese nicht auf das überhöhte Gewicht von adipösen Patienten ausgelegt. Das Schienensystem von Magirus übertrifft herkömmliche Standards, indem es eine Rettungslast von 300 kg bietet, zudem auch für Schwerlasttragen geeignet ist und eine Rettung, auch aus Dachflächenfenstern, schnell und problemlos ermöglicht.

(Foto: MAGIRUS)

Einsätze

Kontakt

Freiwillige Feuerwehr Pegnitz
Zum Dianafelsen 3
91257 Pegnitz